Rückblicke

der 3. Freitag mit Walter Keber

Alle 25 Jahre im Wald - der Frankfurter Flughafenausbau und kein Ende?


(aus dem Rüsselsheimer Echo vom 21.12.2010, Text und Foto von Ernst Eelmae)

Mit der Kamera alles festgehalten

Flughafenausbau: Journalist Walter Keber präsentiert bei Naturfreunden seine Bilder aus 40 Jahren Protestbewegung - Fundus immer ergänzt

40 Jahre Protest gegen den Ausbau des Frankfurter Flughafens dokumentiert Walter Keber in seinem Bildervortrag, mit dem er am Freitag im Naturfreundehaus zu Gast war.

Den Anfang markiert die Anhörung in der Walter-Köbel-Halle im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens 1970 zum Bau der Startbahn 18 West. Den vorläufigen Schlusspunkt soll die Inbetriebnahme der Nordwestbahn in knapp einem Jahr setzen.
Mit seinem Material verfügt der Journalist Walter Keber über die wohl umfangreichste Dokumentation der Maßnahmen und Ereignisse um den Ausbau des Frankfurter Flughafens über gut vier Jahrzehnte.

Anlass, damit in die Öffentlichkeit zu gehen, war für den Rüsselsheimer und früheren Redakteur der Frankfurter Rundschau der 25. Jahrestag der Startbahneinweihung im vergangenen Jahr. Die Foto-Wanderausstellung »Alle 25 Jahre im Wald - der Frankfurter Flughafenausbau und kein Ende?«, die er aus seinen Bildern zusammenstellte, wurde inzwischen zum Selbstläufer, wie er bei seinem kommentierten Bildvortrag am Freitag im Naturfreundehaus erläuterte. Entlang der An- und Abflugrouten von Neu-Isenburg bis Bischofsheim stießen seine Dokumente auf breites Interesse. Grund für Keber, das gezeigte Material aus seinem reichen Fundus immer wieder zu ergänzen.

Die Chronologie reicht nun von jener Anhörung 1970 bis zum vor kurzem förmlich abgeschlossenen Waldverkauf in Kelsterbach. Beeindruckender freilich sind die dokumentierten Ausmaße des Eingriffs in die Waldregion um den Flughafen. So zeigt eine Luftaufnahme die geradezu erschreckende Dimension des neuen Pistenbaus, verglichen mit dem damals schon als nicht vertretbar heftig kritisierten Einschlag für die Startbahn 18 West.
Im Kontrast dazu: Der öffentliche Widerstand, der von 150 000 Beteiligten an der Wiesbadener Demonstration zum Volksbegehren im Herbst 1981 auf die arg geschrumpften Märsche und Versammlungen in jüngster Zeit zusammen geschmolzen ist - weil dieses Mal die Hoffnungen, den Ausbau noch zu verhindern, ganz auf den juristischen Weg gesetzt wurden.

Eingebunden in Kebers Bilderreihen sind die Begegnungen der Protestierenden mit der Staatsgewalt, das deutlich veränderte Auftreten der Polizeikräfte auch angesichts verminderter Bürgerpräsenz, die aber immer noch im Fokus der filmischen Überwachung steht. Baustellenbesetzung im Hüttendorf, Absperrmaßnahmen, die Hüttenkirche, zusätzliche Eingriffe in die Natur für weitere Verkehrsflächen- dies alles ist sorgsam mit dem Kameraauge festgehalten, die Frühphasen in schwarz-weiß, was für zusätzliche Kontraste zu den neueren Farbbildern sorgt.

Auch gesprengte Parlamentssitzungen, in Flörsheim wie in Kelsterbach finden ihren Niederschlag. Schließlich die Menschen, die den einstigen wie heutigen Protestbewegungen Gesicht und Stimme gaben.
Und immer wieder Rüsselsheim als ein zentraler Ort des Geschehens. Protestversammlungen und Wahlkampf unter Ausbauvorzeichen, dazu der Auftakt des letztlich gescheiterten Volksbegehrens mit der holländischen Rockgruppe »Bots« in der Köbelhalle einst, aktuelle Prozesse gegen Nordwest-Ausbaugegner vor dem hiesigen Amtsgericht.

Journalist Walter Keber, beruflich eigentlich der Objektivität verpflichtet, hat eindrucksvoll die Etappen dieser Entwicklung festgehalten. Seine Eindrücke präsentiert er bis heute »beteiligt, nicht objektiv«, wie er selbst sagt. Denn in der gesamten Entwicklung - mit den Worten aus der Startbahnzeit im Ohr, dass kein Baum mehr fallen werde für einen weiteren Flughafenausbau - wurde auch für ihn die Frage drängender:

Welche Welt hinterlassen wir unseren Kindern?

Gerade deshalb war und ist es Walter Keber ein Anliegen, dieses Kapitel nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Das letzte Wort bezüglich nochmaliger Erweiterung am Flughafen sei noch nicht gesprochen, so seine Prognose.

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